Formen

Unter Taolu(套路) versteht man eine Aneinanderreihung von verschiedenen Positionen (Shi), sowohl Angriff als auch Verteidigung, die nach einem bestimmten Muster ausgeführt werden müssen. Die Anzahl der unterschiedlichen Positionen variiert von Taolu zu Taolu, so gibt es sehr kurze Bewegungsabfolgen, die sich "nur" mit sieben Positionen beschäftigen und lange Taolu mit bis zu über einhundert Positionen. Innerhalb der Taolu müssen drei Arten unterschieden werden.

  1. Taolu ohne Waffen
  2. Taolu mit Waffen
  3. Taolu mit einem Partner (sowohl mit, als auch ohne Waffen; wobei die Anzahl der Partner variabel ist)

Prinzipiell stellt eine Taolu einen Kampf gegen einen imaginären Gegner dar. Im Deutschen werden diese Bewegungsabfolgen gerne als "Formen" tituliert. Wichtig beider Ausübung einer Form ist, dass alle Positionen absolut exakt mit der dazugehörigen Energie ausgeführt werden. So ist die Richtung in die man eine Taolu beginnt genauso vorgeschrieben, so wie die Haltung von Händen, Armen, Beinen und Füßen, mit den jeweils dazugehörigen Winkeln. Wie eine Position also auszusehen hat, ist bis ins kleinste Detail vorgeschrieben.

Dies geschieht auch nicht ohne Grund. So ist der Winkel in dem eine Handtechnik ausgeführt werden muss, genauso wie die richtige Positionierung der Extremitäten für die erfolgreiche Durchführung derselbigen von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit! Wenn man zum Beispiel einen Schlag abfängt und diesen zu sich zieht, darf man den Arm des Gegners nicht zu nahe am eigenen Körper entlang führen, da sonst das Gegenüber die Energie des Zuges für einen Ellenbogenkonterangriff nutzen könnte. Durch das stete Wiederholen der Taolu brennen sich die entsprechenden Bewegungsmuster in das "Gedächtnis des Körpers" ein und können dann im Augenblick einer Auseinandersetzung direkt abgerufen werden.

Jede Position, auch wenn sie noch so unscheinbar erscheint, wie zum Beispiel die erste Position in allen Formen: Füße parallel, beide Fäuste an der Hüfte, ist entweder ein Angriff, eine Verteidigung oder wie in den meisten Fällen beides. Durch die exakte Ausführung einer Taolu erlernt man also die nötigen Winkel und Kraftübertragungen, um die einzelnen Positionen im Kampf und in der Selbstverteidigung erfolgreich anwenden zu können. Beim Erlernen einer wird systematisch vorgegangen, indem dem Schüler eine Position nach der anderen gezeigt wird. Man lernt aber erst die nächste Position, wenn man die aktuelle Shi richtig ausführt und die Techniken, die in dieser Position vermittelt werden, verinnerlicht hat. Erst dann wird einem die Folgeposition gezeigt. Es ist wichtig hier klarzustellen, dass jede einzelne Position mehr als nur eine Anwendung (Yongfa) hat. Im Wushu spricht man hier von Bianhua. Einige Meister, wie zum Beispiel Meister Zhong Lianbao, sagen sogar, dass jede Position bis zu neun verschiedene Anwendungsmöglichkeiten hat.